Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Wetzlar hat in ihrer Sitzung am 14. November 2024 einstimmig den Rahmenplan Altstadt beschlossen.
Der Beschluss ist Ergebnis eines circa drei Jahre dauernden Planungsprozesses mit einer breit angelegten Bürgerbeteiligung. Er ist gleichzeitig Auftakt für eine rund 15 Jahre dauernde Phase der Maßnahmenkonkretisierung und Umsetzung.
Die Altstadt ist der wichtigste Identifikationsort für Wetzlar mit einer Strahlkraft weit in die Region. Sie ist Sitz wichtiger öffentlicher, karitativer und gemeinnütziger Einrichtungen, für Handel, Gastronomie, für Kultur und nicht zuletzt ein wichtiger Wohn- und Arbeitsstättenstandort.
Die Innenstädte sind durch Online-Handel, durch Handel und Gastronomie in den Gewerbegebieten in der Peripherie und durch geänderte und anspruchsvollere Anforderungen an das Wohnen in die Krise geraten. Ehemalige, inhabergeführte Handels- und Dienstleistungsflächen stehen leer oder es ziehen „Schnäppchen-Discounter“, Fast-Food-Imbisse, Spielhallen und Wettbüros, Barbershops sowie Tattoo- und Nagelstudios ein. Auch in Wetzlar im Bereich der Langgasse ist dieser „Trading-Down“-Effekt zu beobachten.
Aus diesem Grund hat die Stadtverordnetenversammlung auf Initiative der SPD-Fraktion und auf Antrag der Koalitionsfraktionen im November 2021 ebenfalls einstimmig den Beschluss gefasst, für die Altstadt einen Rahmenplan erstellen zu lassen.
Im Laufe des Jahres 2023 erfolgte eine breit aufgestellte Öffentlichkeitsbeteiligung mit mehr als 800 Teilnehmenden und über 1.000 Anregungen und Ideen zur Zukunft der Wetzlarer Altstadt. Dieser Beteiligungsprozess mit Workshops, Begehungen, Planungswerkstätten, Jugendbeteiligungen, Online-Befragungen und Vorort-Befragungen wurde mit dem Bürgergutachten im März dieses Jahres den Gremien und der Öffentlichkeit vorgestellt. Nun wurde in der Folge auf die Ergebnisse der Beteiligung der Rahmenplan erstellt.
Zusammengefasst beinhaltet der Rahmenplan Altstadt unter anderem folgende Kernaussagen:
- Vielfältige Nutzungsmischung: Mit Wohnen für alle Bevölkerungsschichten, auch seniorengerecht, Arbeit, Kultur, Handel, Dienstleistungen und Gastronomie.
- Mehr Grün und Aufenthaltsqualität: Z.B. durch Aufwertung des Altstadtgrüngürtels, Integration und Erlebbarmachung der Lahn, der Bäche und Gräben, durch mobiles Grün auf den Plätzen sowie der Aufwertung vorhandener kleiner Grünflächen in der Altstadt zu sog. Pocket-Parks.
- Mehr Klimaanpassung: Z.B. durch Entsiegelungsmaßnahmen, Ermöglichung von Photovoltaik, wo das Altstadtbild nicht gestört wird, durch Trinkwasserbrunnen und durch Verschattung.
- Autoarme Altstadt: Mehr Aufenthaltsqualität durch weniger individuellen Autoverkehr autofreie Plätze (Domplatz, Fischmarkt, Kornmarkt und Schillerplatz), durch einen modernen, antriebsneutralen City-Bus, attraktive Parkmöglichkeiten am Rand der Altstadt, das Fördern des Zufußgehens sowie die Förderung und Lenkung des Radverkehrs.
- Attraktive Einkaufs- und Ausgehmöglichkeiten: Durch hochwertige Möblierung, auch konsumfrei, durch hochwertig gestaltete Schaufenster und attraktive Rahmenangebote. Aufbau des Wochenmarktes zu einer "Markthalle" mit regionalen, frischen Produkten. Verstetigung des Sommergartens in der Colchester-Anlage.
- Moderne Wohnformen: Für alle Bevölkerungsschichten, möglichst mit innen liegenden oder rückwärtigen Aufzügen, attraktive Innenhöfe, rückwärtige Freisitze oder Balkonanlagen. Hier gilt es besonders, im Spannungsbogen zwischen Denkmalschutz, klimagerechter Sanierung und Transformation der Bausubstanz zwischen Eigentümern, Nutzern und Behörden zu vermitteln. Dies soll über ein professionelles Altstadtmanagement sowie über einen Altstadtbeirat erfolgen.
- Ausbau der kulturellen Angebote: Hier wird besonders ein Entwicklungspotenzial für das Plateau oberhalb der Freilichtbühne im Rosengärtchen für Kleinkunst, Klein-Events und Lesungen gesehen. Spiel-, Bewegungs- und Sportmöglichkeiten sind im Altstadtgrüngürtel zu fördern.
Zusammengefasst auf 43 Maßnahmensteckbriefe ist der Rahmenplan Altstadt nun die Richtschnur für weitere vertiefende Planungen. Es bietet auch die Grundlage für die Bewerbung um ein Förderprogramm wie beispielsweise das Bund-/Länderprogramm „Lebendige Zentren“.
Die Wetzlarer SPD-Fraktion wird weiterhin den Prozess zur Umsetzung des Rahmenplans intensiv begleiten.