Folge 3 - Städtebau und zukunftsorientiertes Wohnen für alle in der Altstadt


Wahrung des kulturellen Erbes der Altstadt und Förderung von bezahlbarem und attraktivem Wohnraum für alle Bevölkerungsteile

 

In der dritten Folge zum Rahmenplan Altstadt wollen wir uns mit den Themen Städtebau und Wohnen beschäftigen.

 

Städtebau

               

Die Herausforderungen des demografischen Wandels sind durch eine denkmalschutzgerechte und nachhaltige Stadtentwicklung zu beantworten. Diese besteht zum einen aus einer Wahrung des kulturellen Erbes der Altstadt, zum anderen in der Förderung von bezahlbarem und attraktivem Wohnraum für alle Bevölkerungsteile.

 

Mit den Domhöfen sowie der Bebauung des oberen Kornmarktes sind zwei Städtebauprojekte im Entstehen, die für die Zukunft der Altstadt von zentraler Bedeutung sind. Zum einen wird mit den Domhöfen ein städtebaulicher Missstand im Herzen der Altstadt am Domplatz behoben, zum anderen sind beide Projekte geeignet, für eine Attraktivitätssteigerung der Altstadt als Wohnstandort beizutragen. Beide Projekte werden das Gesicht der Altstadt positiv verändern.

 

Aber nicht nur auf dem Domplatz und dem Kornmarkt soll neuer attraktiver Wohnraum entstehen, weitere Räume und Plätze in der Altstadt bieten sich an, über eine neue Nutzungsstruktur nachzudenken. Der Rahmenplan Altstadt könnte unseres Erachtens Nutzungs- und Bebauungskonzepte für die Lahninsel, den Haarplatz oder die Zwack‘sche Insel erarbeiten.

 

Hierzu haben die Koalitionsfraktionen auf Initiative der SPD-Fraktion bereits in 2020 einen Prüfungsantrag auf den Weg gebracht, mit dem Ziel, eine städtebauliche Machbarkeitsstudie zu erstellen, die sich mit den mittel- bis langfristigen städtebaulichen Perspektiven für den Bereich des Haarplatzes, der Lahninsel und der Zwack´schen Lahninsel befassen soll. Die Überlegungen reichen von Freizeit- oder Wohnnutzungen bis hin zu Maßnahmen der ökologischen Aufwertung. Dieser Antrag soll nun in den Rahmenplan Altstadt einfließen und im Gesamtkontext betrachtet werden.

 

Ziel dabei muss nicht zwingend eine Bebauung dieser Bereiche sein. Wenn vorhandene Nutzungen verstetigt werden sollen, so ist zu überlegen, wie diese sich besser in die Struktur der Altstadt oder in den Altstadtgrüngürtel einfügen können. Der öffentliche Raum soll generell mit dem Ziel einer höheren Wohn- und Aufenthaltsqualität in der Altstadt aufgewertet werden.

 

Ein weiteres wichtiges Feld für eine städtebauliche Aufwertung des öffentlichen Raums sind die Eingänge in die Altstadt. Gerade für Gäste sind dies die ersten Eindrücke, die sie von der Altstadt erhalten und Interesse wecken sollen. An den Eingängen zur Altstadt kann der öffentliche Raum teils noch deutlich aufgewertet werden, so wie die Franziskanerstraße, die Barfüßerstraße mit der Mühlgrabenbrücke, die Goethestraße sowie die Obertorstraße.

 

Alle diese Straßen sind autogerecht ausgebaut. Hier könnten mit einer Verbreiterung der Gehwege, mit einer hochwertigen Pflasterung sowie Bepflanzung des Straßenraumes attraktive Eingangssituationen in die Altstadt geschaffen werden. Der Individualverkehr ist auf direktem und kürzestem Weg zu den Parkplätzen zu lenken. Von dort ausgehend soll der öffentliche Raum so gestaltet werden, dass er zum Bummeln, Einkaufen und Verweilen einlädt. Auch bei einer Neugestaltung des Knotenpunktes Karl-Kellner-Ring / Neustädter Straße / Langgasse sollte darauf geachtet werden, dass der Bereich vor der Hospitalkirche und Bickener Rathaus seinen geschlossenen Platzcharakter behält und als solcher aufgewertet wird. 

Wohnen in der Altstadt

 

Zu einer attraktiven Altstadt zählen nicht nur Einzelhandel, Gastronomie und historische Kulissen, sondern auch attraktiver und bezahlbarer Wohnraum für alle Bevölkerungsgruppen. Das Wohnen in der Altstadt ist besonders bei der jüngeren Bevölkerung beliebt. Aber auch ältere Personen, denen ein Wohnhaus mit großem Garten zunehmend eine Belastung darstellt, suchen seniorengerechte Wohnungen in der Innenstadt.

 

Ein Schwerpunkt bei der Erstellung eines städtebaulichen Rahmenplanes ist zunächst eine umfassende Bestandsaufnahme des Wohnungsbestandes und des Leerstandes in der Altstadt. Es sind Ursachen für einen Leerstand zu analysieren und Lösungsansätze für eine Attraktivitätssteigerung aufzuzeigen. So zeigen sich beispielsweise einige Wohneinheiten durch die schmalen Wohnhäuser in einer vertikalen Anordnung, das heißt, die einzelnen Wohnräume sind übereinander angeordnet und nur durch Treppen zu erreichen. Das bedeutet täglich viele Treppenstufen zu überwinden. Wenn das für junge Menschen noch zumutbar ist, so ist dies für viele ältere Menschen ein Grund, die Wohnungen aufzugeben oder erst gar nicht in die Altstadt zu ziehen. Bei nebeneinander befindlichen Wohngebäuden, bei denen sich die Geschosse auf ungefähr gleicher Höhe befinden, könnten die Eigentümer an einen Tisch geholt werden mit dem Ziel, aus einer vertikalen Anordnung von Wohneinheiten durch Zusammenlegung horizontale Wohneinheiten zu schaffen.

 

Besonders die sogenannten Schrottimmobilien, das heißt Gebäude, in die jahrzehntelang nicht mehr investiert wurde und die zunehmend verfallen, sollen dabei besonders in den Blick genommen werden. Hier sind intensive Gespräche mit den Eigentümern zu suchen mit dem Ziel, die Bausubstanz möglichst zu erhalten und zu sanieren.

 

In enger Abstimmung mit der Denkmalpflege sollte geprüft werden, inwieweit vorhandene Wohnungen durch die Errichtung von Balkonen oder Aufzügen in den rückwärtigen oder nicht einsehbaren Bereichen aufgewertet werden können. Die Altstadtsatzung sollte überprüft und bei Bedarf angepasst werden, um attraktiven Wohnraum zu ermöglichen. Zu einem attraktiven Wohnraum gehören Aufzüge, gute Beleuchtung oder Balkonanlagen, ohne dabei den Blick auf die Altstadt als denkmalgeschützte Gesamtanlage zu verlieren.

 

Nun stellt sich aber die Frage, welche Instrumente für eine Attraktivitätssteigerung der Altstadt als Wohnstandort zur Verfügung stehen. Diese können sein:

 

  • Leerstandkataster und Leerstandmanagement Wohnen in der Altstadt
  • Studentisches Wohnen in der Altstadt in Zusammenarbeit mit den Wohnungsgesellschaften und der Technischen Hochschule Mittelhessen THM
  • Prüfung, ob ein einfaches Sanierungsgebiet ausgewiesen werden kann, um Investitionen zu erleichtern
  • Vorkaufsrecht mit einem angemessenen Budget
  • Strategien zur Revitalisierung von sogenannten Schrottimmobilien
  • Überarbeitung des Förderprogramms Jung kauft Alt auf die Bedürfnisse in der Altstadt

 

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